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Archive for April, 2009

Jetzt schon wieder in Bankaktien investieren?

April 15th, 2009 Comments off

Gemessen von ihrem bislang absoluten Tief Anfang März diesen Jahres bis heute haben Bankaktien kräftig zugelegt:

Bank                                Tiefstkurs     Kurs 14.04.09         Kursanstieg
Bank of America               $ 2.53          $ 10.09                  399 %
Citigroup                          $ 0.97          $ 4.01                    413 %
Commerzbank                  € 2.22          € 4.92                    222 %
UBS                                 CHF 8.20      CHF 13.00              107 %

(Kursdaten: Yahoo Finance)

Die Einstellung der Investoren gegenüber Bankaktien scheint sich geändert zu haben. Ist also das schlimmste der Krise bereits überstanden? Ist der Zeitpunkt gekommen, früh wieder einzusteigen, um ja nichts zu verpassen?

Wer jetzt überlegt, Bankaktien zu kaufen und sie zumindest auf mittlere Frist zu halten, muss sich wohl ein paar Fragen beantworten. Diese sind u.a.:

Wieviel wird die Bank in den nächsten Jahren verdienen und wie wird sie auf der Grundlage des heutigen Kurses bewertet?

Können wir erwarten, dass die Banken einfach so zu ihrer früheren Ertragskraft zurückkehren?

Die Bankerträge der letzten Jahre waren aufgebläht wie die Immobilienpreise in den USA, in Irland oder London. Ganze Geschäftsbereiche wie Handelsaktivitäten mit implodierten Wertpapieren oder komplizierten Derivaten sind zusammengebrochen und sie werden sich nicht wieder erholen, sei es weil die Banken sie freiwillig meiden werden, sei es, weil staatliche Regulierung es verhindern wird.

Die Bilanzen vieler Banken sind immer noch voll von Wertpapieren, über deren Wert man häufig weiterhin nur spekulieren kann. Schon in den goldenen Jahren konnten die Banker diese nicht richtig bewerten. Ist dies heute so viel besser?

Sicher ist die Geldaufnahme zur Zeit billig und neue Kreditvergabe sollte recht risikolos sein und die Zinsmarge ist hoch, aber viele Banken werden so saniert und umgebaut, dass man heute kaum weiss, in welchen Geschäftsfeldern sie in Zukunft tätig sein werden, geschweige denn, was sie dort verdienen werden.

Mit welchem Kapital werden die Banken in Zukunft arbeiten?

Die meisten Banken sind immer noch schwach kapitalisiert. Kommt frisches Kapital von privater Seite droht dem bestehenden Kapital der Verwässerungseffekt. Kommt das Kapital hingegen vom Staat, müssen ihm sicher Vorrangkonditionen eingeräumt werden. Es wird also nicht bei der Verwässerung bleiben.

Darüberhinaus besteht in eher staatsgläubigen Ländern Europas wie z.B. in Deutschland die Gefahr, dass sich der Staat nicht wieder aus einer Bank zurückziehen wird, damit Politiker weiterhin Einfluss nehmen können auf die Geschäftspolitik. Die Erfahrung zeigt, dass dies fast immer zulasten der Ertragskraft geht.

Ein jetziges Investment in eine Bank muss nicht unbedingt schlecht sein, aber es gibt Fragen, die wohl heute nur sehr vage zu beantworten sind.

Wir sind hier wohl eher im Bereich der Spekulation als des Investments!

Wiederherstellung des Vertrauens in den Märkten ist wichtiger als neue Gesetze und Aufsichtsregeln

April 6th, 2009 Comments off

Wiederherstellung des Vertrauens in den Märkten ist wichtiger als neue Gesetze und Aufsichtsregeln

In den USA haben der Chairman des Federal Reserve Bernanke und Schatzsekretär Geithner vor dem Kongress gefordert, dass der Regierung mehr Vollmachten verliehen werden, um intervenieren zu können, wenn Finanzinstitutionen, die nicht Banken im förmlichen Sinne sind, in Schwierigkeiten geraten.

Was ist hiervon zu halten?

Würde eine solche Massnahme helfen, die Finanzkrise, insbesondere die noch anhaltende Blockade des Kreditmarktes zu überwinden?

Natürlich ist es heute nach etwa 8 Monaten Finanzkrise klar, dass die Selbstregulierung im Nichtbankenbereich gescheitert ist. Hedge Funds, Versicherungskonzerne ausserhalb ihres eigentlichen Core Business u.a. hatten in unglaublichem Mass Risiken und Verschuldung aufgebaut.

Angst vor dem Zusammenbruch grosser Teile der Finanzbranche hatte kein Verantwortlicher und kein Marktteilnehmer. Die letzte systemweite Krise, diejenige der grossen Depression der dreissiger Jahre, lag ja schon viel zu viele Jahre zurück.

Bereits heute aber hat der Markt Selbstreinigungskräfte entwickelt!

Hedge Funds leiden doppelt sowohl unter dem Rückgang des Wertes ihrer Anlagen als auch unter Kapitalrückzügen ihrer Investoren und ihre Bedeutung ist stark geschrumpft.

Zwei übrig gebliebene Investmentbanken Goldman Sachs und Morgan Stanley sind Bank Holding Companies geworden und unterliegen damit jetzt der normalen US-Bankenregulierung. Viele sonstige Finanzgesellschaften sind verschwunden.

Viel wichtiger als neue Regulierungen scheint mir jetzt zu sein, dass wieder Vertrauen hergestellt wird an den Finanzmärkten!

Hierzu dürfen Banken, die wohl kaum überlebensfähig sind wie z.B. Citigroup nicht weiter mit Staatsgeld künstlich am Leben erhalten werden. Sie sind geordnet in Anwendung der bestehenden Regulierung abzuwickeln anstatt sie wie „Zombies“ herumlaufen zu lassen.

Sobald es nur noch Banken geben wird, die klar überlebensfähig sind, wird das nötige Vertrauen zurückkehren, das den Interbankenmarkt wiederbelebt. Dann werden auch die rekordhohen Summen, die zur Zeit an den Seitenlinien geparkt sind, wieder in den Aktienmarkt fliessen.

Im Augenblick scheint es, als ob die Selbstreinigungskräfte des Kapitalismus bereits effektiver am Werk sind als Staaten und Regierungen, auch wenn diese Kräfte eine gewisse Zeit benötigen!