Wird die Restrukturierung von Staatsschulden in Europa bald ein Thema?
Alle erwarten, dass die EZB demnächst ihr Kaufprogramm für Staatsanleihen ausweiten wird. Quantitative Lockerung also in immer stärkerem Ausmass im schwächelnden Europa.
In ganz Europa erreichen deshalb die Anleiherenditen neue Tiefstände. Die Rendite spanischer Anleihen mit zehn Jahren Laufzeit fiel erstmals unter die Marke von 2%. Italienische und portugiesische Anleihen mit derselben Laufzeit sanken in gleichem Ausmass.
Aber lässt sich allein mit monetären Massnahmen bei gleichzeitigem Ausbleiben von politischen und rechtlichen Strukturreformen Wirtschaftswachstum erzeugen, das die Staatsverschuldung wieder auf ein erträgliches Niveau sinken lässt?
Die historische Erfahrung spricht dagegen!
Die Staatsschulden haben wohl auch bereits ein solches Ausmass erreicht, das sie selbst bei stärkerem Wirtschaftswachstum nicht mehr innerhalb eines vernünftigen Zeitraumes zurückzuführen wären.
Deshalb überrascht es nicht, dass das Thema Beendigung der Schuldenkrise durch Restrukturierung und Erlass von Schulden zunehmend diskutiert wird, wie u.a. Jim Reid von der Deutschen Bank besorgt feststellt (siehe Valuewalk.com über seine Studie vom September 2014). Dies würde bedeuten, dass die ultimative Finanzblase unserer Jahre wohl die Staatschulden am Bondmarkt wären.
Und nochmals ein Blick in die Geschichte:
Als während der Lateinamerika-Krise der 1980er Jahre die Banken wieder ausreichend rekapitalisiert waren, wurde erkannt, dass die Staatsschulden der Region restrukturiert werden müssen. Den Anfang machte Mexiko, das den Schuldendienst im August 1982 einstellte.
Die vergleichbare Ausgangslage wäre in Europa jetzt gegeben: Nach Abschluss des Stresstests der EZB ist sichergestellt, dass das Bankensystem wieder ausreichend kapitalisiert ist!