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Schwergewichtsverlagerung vom Staatlichen zurück zum Privaten als Grundlage für den nächsten Bull Market ?

June 29th, 2010

Der letzte G-20 Gipfel in Toronto ist gerade über die Bühne gegangen.

Dieses Gremium rückte nach der Finanz- und Wirtschaftskrise stark in den Vordergrund, als unter Einschluss der grossen aufstrebenden Schwellenländer eine Basis für internationale Koordination und Regulierung gesucht wurde, die über die G-8 Gruppe der klassischen Industrieländer hinausging.

Die Politik sah ihre Chance, wieder mehr zu regulieren. Der private Sektor war vermeintlich gescheitert. Freie Märkte können sich nicht selbst heilen. Die Banken mussten von Staat und Notenbank gerettet werden. Das Pendel sollte endlich wieder zur Seite der Staaten schwingen.

Bei dieser Gelegenheit sahen die alten Industrieländer Westeuropas auch ihre Chance gekommen, den lästigen internationalen Standort-Wettbewerb einzuschränken, der ihre Hochsteuergebiete mit den kaum noch zu finanzierenden Sozialstaaten bedrohte.

Jedoch betraf die Finanzkrise nie die ganze Welt!

Keine japanische, indische oder chinesische Bank musste je vom Steuerzahler gestützt werden, in Nordamerika bemerkenswerterweise auch keine kanadische Bank.

Nun werden im Club der G-20 die Interessengegensätze zwischen den aufstrebenden Schwellenländern und den alten Industrieländern wieder sichtbar.

Warum sollte es auch anders sein? Die grossen Schwellenländer haben doch vom internationalen Standort-Wettbewerb nur Vorteile. Sowohl Staaten als auch die dortigen Privaten sind vergleichsweise solide finanziert, ihr steigender Wohlstand basiert auf Produktivität und ist nicht kreditfinanziert.

Und eine weitere Regulierung oder Besteuerung ihrer Banken und ihres Finanzsektors würde doch nur diesen so zentralen Sektor der Volkswirtschaft unnötig einschränken und behindern.

Und wenn die gemeinsamen Interessen innerhalb der G-20 immer weniger werden, dürfte auch der zukünftige Einfluss dieser Gruppe wieder abnehmen.

Abgesehen mal von dem Grundproblem der mangelnden demokratischen Legitimation der G-20 sowie auch der anderen verschiedenen „G-Gruppen” ( Die Exekutive ernennt sich hier eine regelsetzende Kraft selbst, ohne dass souveräne Bürger dies beeinflussen könnten), eröffnet sich hierdurch die Chance, dass Private, Bürger wie Unternehmen, wieder mehr Freiheitsspielraum gewinnen.

Dies ist auch dringend nötig, denn nur das Eingehen von möglichst ungehindertem unternehmerischen Risiko ist die Grundlage für Innovation und neues Wirtschaftswachstum.

Das Zurückdrängen staatlichen Einflusses muss über die G-20 hinaus ganz allgemein Priorität bekommen.

Und schliesslich war die Finanzkrise auch niemals nur eine Krise des Privatsektors. Es waren ja die staatlichen Notenbanken mit ihrer jahrelangen Politik des sehr billigen Geldes, die viele Exzesse der Vergangenheit erst ermöglicht haben.

Im Moment herrscht wieder viel Unsicherheit in den Finanzmärkten. Die eben noch als Retter aufgetretenen Staaten sind (endlich!) in den Fokus der Aufmerksamkeit geraten und ihr finanzieller Zustand wird jetzt als Risiko angesehen.

Die aufgehäuften Schulden und laufenden Ausgabendefizite vor allem der europäischen Staaten und Japans sind ja auch unhaltbar. Ausufernde sozialstaatliche Leistungen, ungedeckte Pensionsversprechen und Schuldendienst bei steigenden Zins-Risikoprämien sprechen eine Sprache für sich.

In den USA ist die Lage anders:

Besorgniserregend ist dort gar nicht mal so sehr der Zustand der Finanzen des Bundes, sondern der von einigen Einzelstaaten und von Gemeinden.

Letztere haben ihre Schulden auch noch in hohem Masse gegen Ausfall bei den grossen Versicherern versichert. Die Hemmschwelle zum Default ist deswegen recht gering.

Hoffentlich werden hier nicht schon wieder „too big to fail” -Institutionen wie die grossen Versicherer stützungsbedürftig durch Washington, wenn der Weg des massenhaften Defaults wirklich gegangen wird.

Ein neuer Konjunturaufschwung kann beginnen, wenn die uneinbringlichen Schulden des alten Zyklus vernichtet werden.

Besorgniserregend ist diesmal nur, dass es sich hierbei überwiegend um staatliche Schulden handelt.

Aber angesichts der Dimensionen ist wohl eine wie auch immer im Detail aussehende Restrukturierung der Schulden von einigen europäischen Staaten und von „municipal debt” in den USA unumgänglich.

Im Ausmass schwer vorherzusagende politische und soziale Konsequenzen müssen wohl in Kauf genommen werden.

Aber gleichzeitig werden damit auch die beiden grossen Unsicherheitsfaktoren beseitigt, die die Finanzmärkte zur Zeit zurückhalten.

Dem Beginn eines neuen Bull Markets an den Aktienbörsen dürfte dann nichts mehr im Wege stehen, fundamental gerechtfertigt durch Konjunkturaufschwung, Wirtschaftswachstum und eine wieder unbehindertere Privatinitiative.

Wird ja auch Zeit nach dem „verlorenen Jahrzehnt” 2000- 2010 !

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